Aus siebenmonatigem Wachkoma zurückgeholt

Vor genau einem Jahr frohlockten die Literaturhausmacher nach einer dreimonatigen Schließung im ersten Corona-Lockdown: Der Lesungsbetrieb startet wieder, es gibt eine Aufbruchsstimmung, Kultur und Literatur ist systemrelevant. - Ist sie nicht, wissen wir jetzt. Systemrelevant sind VW, Commerzbank, Lufthansa, Amazon und Fußball, zum Beispiel. Fleischzerlegebetriebe vielleicht auch, jedenfalls wurden nur einzelne und nur ganz kurz geschlossen. Das Literaturhaus musste, wie alle Kultureinrichtungen, ob mit oder ohne Hygienekonzept, sieben Monate „dicht machen“. Wir waren zur Bewegungslosigkeit verdammt, der Puls nur noch schwach zu spüren, aber bei vollem Bewusstsein. Monat für Monat machten wir Pläne für menschenrelevante Kultur und mussten sie wieder begraben. Zwei Veranstaltungen haben wir als Video auf dem Oberhausener Kanal „#KulturKucken präsentiert, zwei Veranstaltungen als Zoom-Konferenz organisiert. Doch Kultur ist anders, kein vereinzelter, isolierter Medienkonsum. Jetzt „dürfen wir wieder“. Der Auftakt am 11. Juni mit Sarah Jägers „Nach vorn, nach Süden“ schmeckt nach mehr. Hoffentlich „dürfen wir“ etwas länger.

Rainer