Literaturhaus Oberhausen hat ein neues Zuhause

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Endlich ist es so weit: Mit dem neuen Jahr starten wir glücklich an einem neuen Standort. Die Mitglieder des Vereins haben entschieden, das Angebot des Gdanska anzunehmen, dort das neue Domizil des Literaturhauses Oberhausen zu beziehen. Wir werden dort sowohl einen eigenen Raum für Treffen und Veranstaltungen erhalten, als auch die unterschiedlich großen Veranstaltungsräume des Gdanska mit nutzen können. Das Gdanska ist ein hervorragender Kulturort in Oberhausen, dort finden Musik, Theater, Ausstellungen und Lesungen statt. Unsere Zusammenarbeit kann gegenseitig fruchtbar werden. Ein großer Dank geht von uns an die vielen Personen, Gruppen und Organisationen, die uns in den letzten Monaten so großartig unterstützt haben – beim Literaturhaus “on tour”, bei der Suche nach einer neuen Bleibe und bei der Finanzierung unserer Arbeit. Wir laden euch ein, uns im neuen Jahr in unserer neuen Heimat zu besuchen.

Rainer
Vorlesetag: „Nicht wie ihr“

Aus dem gleichnamigen Roman von Tonio Schachinger lasen Mitglieder des Literaturhauses in diesem Jahr in der Mensa der Fasia-Jansen-Gesamtschule für 50 SchülerInnen der Oberstufe. Ivo Trifunovic, die Hauptfigur des Romans, hat es als jugoslawischer Flüchtling in Österreich zu einem bewunderten Weltfußballer geschafft. Er schwimmt in Geld, hat eine schöne Frau, zwei Kinder und fährt einen Bugatti. Aber die Verachtung, die ihm als Kind von den österreichischen „Ureinwohnern“ entgegengebracht worden ist, richtet er jetzt gegen alle und jeden in seinem Umfeld. Über den Charakter dieser Figur und die Frage, in wie weit Spitzensportler wirklich ein reines Medienprodukt sind, entspannte sich eine angeregte Diskussion zum Abschluss.

Wilfried Broecher
Amanda Salamander besucht St. Martin

Etwa 200 große und kleine Menschen beteiligten sich am Samstag, 13. November, an einem Lichterzug des „Bündnisses für den Erhalt des Sterkrader Waldes“ durch den bedrohten Stadtforst. Marga Schulte-Brauer, eine der Aktiven des Frauensalons im Literaturhaus, erzählte den Kindern dabei ein Märchen vom Salamander Leander, der den St. Martin für eine Rettungsaktion des Sterkrader Waldes gewinnt. Marga trat dabei als Amanda Salamander, die Tochter des Salamanders Leander auf und faszinierte die Kinder mit der klingenden Lautmalerei der Namen.

Rainer
Junge Autorinnen bilden einen würdigen Abschluss der Poetry-Slam-Reihe

Wieder mit etwa 15 Gästen, war dies in Hinsicht auf die Qualität der Texte eine herausragende Veranstaltung. Eine Vortragende (Paula) ist nicht erschienen, so dass letztlich vier Damen (Larvin, Klara, Birte und Jill) ihre Texte zu Gehör gebracht haben. Mit diesem würdigen Abschluss der Lesereihe stellt sich für die Veranstalter – das Literaturhaus Oberhausen und WortLautRuhr - die Frage nach der Weiterführung dieses Formats. Die häufig zu hörende Behauptung, junge Menschen hätten heute nicht mehr viel mit Literatur zu tun, wurde durch die Veranstaltungsreihe jedenfalls eindeutig wiederlegt. Eine weitere Erkenntnis: Junge Literatur ist weiblich! Weiter so!

Rainer
Alte Weiber, die auf Bäume klettern

Nur weil der Literaturfreund oder die Literaturfreundin gerne ein auf Papier gedrucktes Buch in die Hand nimmt, ist er / sie noch lange kein Feind des Baumes – im Gegenteil. Als Oberhausener BürgerInnen, Bewohner einer der am dichtesten bebauten und versiegelten Städte in Deutschland, wissen wir, was ein Baum wert ist. Für eine simple Baumaßnahme am Autobahnkreuz sollen Tausende im Sterkrader Wald abgeholzt werden. Dagegen rief der Frauensalon im Literaturhaus deshalb zum „Bäumetaufen“ im Sterkrader Wald auf, eine ganz eigenwillige Kunstform des „Baumschützens“. Angeregt durch und frei nach dem Motto von Astrid Lindgren: „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern.“ bekamen die Einzelbäume ein Gesicht. Große bunte Schärpen, Banner, Wimpel, Banderolen mit den Vornamen der TeilnehmerInnen wurden den Bäumen umgebunden. Ein Video dieser sehr gelungenen Aktion: https://youtu.be/jANPtUgA0Og

Rainer
Fortgesetzt unverschämt …

… war der Titel des Frauensalons, der nach einem Jahr Wartestand den „Ausflug in erotische Zonen“ fortsetzte. Im gut gefüllten Saal der Ruhrwerkstatt (AKA 103) präsentierten die Frauen des Salons eine vielseitige Revue zum Thema „weibliche Sexualität“. Zu selten gelesen: die Fleischeslust des “Hohelieds der Liebe“ aus der Bibel. Verblüffend: wenn Frauen „Hand anlegen“ an männliche Texte über weibliche Sexualität. Locker: Chansons der 20er Jahre von der Hamburger Sängerin Maria Grunwald-Siebert.

Rainer
Politisch und poetisch – der Slam No.4

Der „New Generation Poetry-Slam“ No.4 wurde unter der bewährten Moderation von Jay Nightwind durchgeführt. Die Texte der vier Poetinnen (auf den Bildern seht ihr Annika, Lu, Angelina und Jamie) hatten, bei aller Unterschiedlichkeit, durchweg ein hohes Niveau. Es gab politische Texte und sehr poetische, die Suche nach dem eigenen Ich und seiner Verortung in der Gesellschaft spielten eine große Rolle, auch die Frage, warum jemand überhaupt Poetry Slam Texte schreibt. Weil nur wenige Zuschauer erschienen waren, wurde kein "Slam", also ein Wettbewerb um den besten Text, durchgeführt, sondern lediglich eine Lesung, bei der die vier Poetinnen jeweils zwei Texte vortrugen - und immer mit Leidenschaft und Engagement.

Leider hatte das Jugendzentrum Druckluft kurz vor dieser Veranstaltung die 2G-Regel eingeführt. Einige Anmeldungen konnten nicht bestätigt werden und eine zunächst eingeplante Vortragende musste auf Grund dieser Regel absagen, aber WortLautRuhr konnte rasch Ersatz beschaffen. Es scheint so, dass die jungen Leute sich über jede Gelegenheit zum Auftritt freuen.

Rainer
Erster Live-Slam nach einem Jahr Pause

Niemand konnte damit rechnen, dass ein ganzes Jahr vergehen würde, bis der zweite Live-Slam im Literatur Oberhausen über die Bühne gehen würde. Genau genommen ging er auch nicht im Literaturhaus sondern im Jugendzentrum Druckluft über die Bühne. Das eigene Domizil an der Markstraße musste aufgegeben werden – auch das ein Opfer der Pandemie.

Die Qualität der vorgestellten Texte der fünf jungen Autorinnen – Hanna, Cara, Mia, Bertin und Svenja – knüpfte jedoch bruchlos an die des Vorjahres an. Mit großem Ernst und großer Wortmacht reflektierten die Texte biografische Erfahrungen, Körper, Geschlecht, Beziehungen, aber auch allgemeine menschliche Existenzbedingungen. Die 16 ZuhörerInnen waren begeistert.

Rainer
Spenden für die Flutopfer in Kall

Der Schriftsteller Norbert Scheuer aus dem Eifeldorf Kall beschrieb die Auswirkungen der Flutkatastrophe mit den Worten: „wie nach den Bombenangriffen aus den letzten Kriegstagen“ (SZ, 20.7.21). Ihm konnten die Aktiven des Literaturhauses bei seiner Lesung in Oberhausen insgesamt 1600 € mitgeben, die von der Lesesommer-Veranstaltung an in nur einer Woche gespendet wurden.

Rainer
Lesesommer mit Verona-Feeling

Der diesjährige Lesesommer in Sterkrade fand im Stadion statt. Das Literaturhaus hatte die SchauspielerInnen Christine Sommer und Martin Brambach zu einer Open-Air-Lesung der „schönsten Liebesbriefe der Weltliteratur“ eingeladen. Fast 60 Zuhörer durften diesen schönen Sommerabend genießen, 60 weitere Anmeldungen konnten nicht berücksichtigt werden. Die Idee, dem Abend mit eigenen Picknick-Körben ein wenig Verona-Flair zu verleihen, ist wunderbar aufgegangen. Das verlangt nach Wiederholung!

Rainer
Biergarten-Tour

Die 4. LiteRadtTour mäanderte durch den Osten Oberhausens, einschließlich einiger „Grenzüberschreitungen“ in die Nachbarstädte Essen und Mülheim. Durch idyllische Täler von Ruhr und Emscherzuflüssen und mit durchaus anspruchsvollen Anstiegen uns Abfahrten wurden drei sehr empfehlenswerte Biergärten angefahren. Was für eine angemessene Belohnung nach einer so langen (Corona-) Durststrecke. Literarisch begleitet wurde dieser Glücksmoment durch Mark Forsyths „Kurze Geschichte der Trunkenheit“. Den 16 TeilnehmerInnen bekam es wohl.

Rainer
Literaturhaus sucht neues Domizil

In die Freude, nach 7 Monaten endlich wieder mit Lesungsveranstaltungen anfangen zu dürfen, webte sich für die Aktiven des Literaturhauses nur kurze Zeit später etwas Wehmut ein. Niemand hätte gedacht, dass die erste Lesung nach dem Lockdown – mit Sarah Jäger am 11.6. – auch die letzte in dem bisherigen Domizil an der Marktstraße sein würde. Emile Moawad, der Betreiber der Weinlounge LeBaron, der dem Literaturhaus vor vier Jahren so ganz spontan und großzügig die Räumlichkeit überlassen hat, ist von der Zwangsschließung über die letzten 15 Monate, wie viele andere Gastronomen, existenziell bedroht. Er benötigt die Räume des Literaturhauses nun für die Gastronomie, um die eigene Existenz zu sichern. Dafür haben wir vom Literaturhaus volles Verständnis. Dass die Pandemie und ihre Restriktionen Existenzen gefährden, wussten und wissen wir alle. Dass dies nicht nur “die anderen” trifft, spüren wir nun leider deutlich.

 Wir möchten Emile Moawad, seiner Frau Gabi und seinem Team für die Unterstützung danken, die wir in den vergangenen vier Jahren von ihnen erfahren durften und wünschen der Weinlounge Le Baron das Beste für die Zukunft - und das auch möglichst schnell.

 Das Literaturhaus bleibt – daran ändert sich nichts. Wir machen weiter. In den nächsten Monaten werden wir nach einem neuen Standort für das Literaturhaus suchen und in der Übergangszeit die schon geplanten Veranstaltungen in verschiedenen Kultureinrichtungen Oberhausens durchführen. Seid mit uns gespannt, wohin uns dieser Weg führt und unterstützt uns ein bisschen bei und während der Suche.

Rainer
Aus siebenmonatigem Wachkoma zurückgeholt

Vor genau einem Jahr frohlockten die Literaturhausmacher nach einer dreimonatigen Schließung im ersten Corona-Lockdown: Der Lesungsbetrieb startet wieder, es gibt eine Aufbruchsstimmung, Kultur und Literatur ist systemrelevant. - Ist sie nicht, wissen wir jetzt. Systemrelevant sind VW, Commerzbank, Lufthansa, Amazon und Fußball, zum Beispiel. Fleischzerlegebetriebe vielleicht auch, jedenfalls wurden nur einzelne und nur ganz kurz geschlossen. Das Literaturhaus musste, wie alle Kultureinrichtungen, ob mit oder ohne Hygienekonzept, sieben Monate „dicht machen“. Wir waren zur Bewegungslosigkeit verdammt, der Puls nur noch schwach zu spüren, aber bei vollem Bewusstsein. Monat für Monat machten wir Pläne für menschenrelevante Kultur und mussten sie wieder begraben. Zwei Veranstaltungen haben wir als Video auf dem Oberhausener Kanal „#KulturKucken präsentiert, zwei Veranstaltungen als Zoom-Konferenz organisiert. Doch Kultur ist anders, kein vereinzelter, isolierter Medienkonsum. Jetzt „dürfen wir wieder“. Der Auftakt am 11. Juni mit Sarah Jägers „Nach vorn, nach Süden“ schmeckt nach mehr. Hoffentlich „dürfen wir“ etwas länger.

Rainer
Literaturhaus überbrückt Lockdown digital

Da seit November 2020 keine Kulturveranstaltungen stattfinden dürfen hat sich auch das Oberhausener Literaturhaus an verschiedenen Methoden des digitalen Kontakts versucht. So wurden monatlich „Lebenszeichen“ als Newsletter an die Abonnenten verschickt. Zwei Veranstaltungen fanden als Zoom-Konferenzen statt. Zwei weitere wurden aufgezeichnet und als Videos in dem Oberhausener Youtube-Kanal #kulturkucken eingestellt. So die Lesung mit Judith Kuckart „Kein Sturm, nur Wetter“ am 15.1., die neben einer Lesung aus ihrem Roman auch über ihre Erfahrungen als Stadtschreiberin in Dortmund (2020) sprach. Anzusehen unter https://www.youtube.com/watch?v=YC-1UxkYljA . Am 7. Mai wurde die zweite Veranstaltung des „New Generation Poetry Slam“ aufgezeichnet. Auch diese ist noch zu sehen unter https://www.youtube.com/watch?v=V0YRyt2YeDE . Die Zahlen der Aufrufe sind recht beachtlich, dennoch kann diese Form der Kulturveranstaltung kein befriedigender Ersatz für die Live-Kultur sein.

Rainer
Literaturhaus erhält Investitionsmittel für Infektionsschutz

Im Oktober 2020, vor dem zweiten Lockdown, hat das Literaturhaus aus einem Förderprogramm der Bundesregierung Mittel für Infektionsschutzmaßnahmen beantragt. Der Gedanke: Bevor wir erneut drei Monate schließen müssen, wie in der ersten Welle, schützen wir uns und unsere Gäste mit Luftreinigern, Luftqualitäts-Messgeräten, Desinfektionsmittelspendern, Masken usw. Doch der zweite Lockdown kam schneller, als uns lieb war und er dauert länger als uns lieb ist.

 Im April 2021 erhielten wir dann fast 5000 € Zuschuss aus dem Programm „NEUSTART KULTUR. Pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen zur Erhaltung und Stärkung der bundesweit bedeutenden Kulturlandschaft“. Die Anschaffungen, zu denen auch zwei kabellose Lautsprecherboxen für open-air-Lesungen gehören, waren schnell erledigt. Doch an der Schließung ändert das für uns genauso wenig, wie für alle anderen Kultureinrichtungen, die in Infektionsschutz investiert haben. Paradox: Öffnen werden wir wohl erst wieder dürfen, wenn wir die Schutzmaßnahmen eigentlich nicht mehr brauchen.

Rainer